Das Fach Latein verfügt mit seinen zentralen Handlungsfeldern und Anforderungen über ein einzigartiges Profil: 

Es erlaubt, fordert und fördert die zunehmend eigenständige Begegnung interessierter Schülerinnen und Schüler mit der Gedanken- und Lebenswelt der römischen Antike und des europäischen Mittelalters. In der Auseinandersetzung mit überlieferten Texten, Dokumenten und Inschriften nimmt dabei die Fähigkeit der Übersetzung, die den Lateinunterricht besonders macht, eine zentrale Rolle ein und versetzt Schülerinnen und Schüler in die Lage, in die Anfänge der römischen Welt oder die Welt des frühen Mittelalters zu reisen. Die Aneignung und Vertiefung der lateinischen Sprache dient dabei als Schlüssel, der Tore in andere Welten öffnet, und vermittelt somit alles nötige Handwerkszeug für die Zeitreisekompetenz unserer Schülerinnen und Schüler.

Diese Zeitreisen konfrontieren Schülerinnen und Schüler hautnah und sehr direkt mit einer Lebenswirklichkeit, die gleichermaßen von radikaler Andersartigkeit und verblüffender Ähnlichkeit zu der unseren geprägt ist. Die Vorstellungen, Normen und Ideale der römischen Welt dienen dabei ebenfalls als eine mögliche von vielen denkbaren Antworten auf zentrale Fragen in unserem Alltag:

• Wie verhält man sich (richtig) gegenüber Schwächeren?
• Was macht einen guten Anführer aus?
• Welchen Wert hat ein menschliches Leben?
• Wieviel Unterhaltung ist zu viel des Guten?
• Unter welchen Bedingungen kann Krieg "gerecht" sein? 

Neben eindrucksvollen römischen Perspektiven auf diese Problemfragen, die zum Diskutieren anregen und die Sicht auf unsere eigene Welt verändern, treffen Latein-Schülerinnen und Schüler immer wieder auf teils grausame, teils zum Schreien komische und damit sehr "menschliche" Aspekte römischen Lebens: 

• Wie sieht römischer Humor aus?
• Was stand auf den Graffitis in Pompeii?
• Wie verehrten sie ihre Götter?
• Wie gingen sie mit anderen Völkern um?
• Inwiefern war das römische Sklaventum eine Form der "Ausbildung" für Nicht-Römer?

Ziel ist es, Verständnis für die römische Welt der Antike und ihre Kultur aufzubauen. Dabei ist ihr Fortleben bis in die heutige Zeit ein wichtiger Schlüssel und zumindest in Teilen ein Zerrspiegel: Wie akkurat ist denn eigentlich das Playmobil-Spielset mit den Gladiatoren? Was hat es mit dem Daumen-Urteil im Arenakampf auf sich, den man in vielen Filmen sieht?

Menschen sind und waren zu jeder Zeit eben genau das: Menschen. Und im Falle der Römer haben wir das große Glück, direkt mit ihnen zu kommunizieren, auch wenn ihre Antworten auf unsere Fragen bereits Jahrhunderte alt und in Teilen ganz anders sein mögen, als wir es erwarten.

Fachcurriculum G8 (auslaufend)
Fachcurriculum G9